Lust auf Abenteuer haben. Einen Neuanfang wagen. Die Herausforderung annehmen. Naiv sein. Vorbehaltlos rangehen. Einfach so; ohne Scheuklappen. „Wir waren wie die Kinder, die sich anfangs in der Musik verloren haben“, sagt Peter Plate zur Entstehung seines ersten Soloalbums Schüchtern ist mein Glück.
Das Neue, Frische, Dynamische sollte sich schwebend entwickeln: Mal sehen was dabei herauskommt. Ein Luftholen und Laufenlassen. Ein relaxter Befreiungsschlag ohne Druck und Erwartungshaltung. Eine Teamarbeit, die teilweise in der Abgeschiedenheit eines Dorfes auf Mallorca stattgefunden hat, mit dem bewährten Songschreiber- und Produktions-Team Ulf Leo Sommer und Daniel Faust. „Es begann damit“, so Plate, „dass ich die beiden erst einmal für diese Sache gewinnen musste. Ulf fragte mich anfangs fürsorglich und besorgt zugleich, ob mir denn klar wäre, dass wir jetzt etwa 20mal kleiner wieder neu einsteigen würden? Natürlich war mir das klar! Genau darum ging es ja. Das hatte etwas von der Stimmung, die bei einem ersten Rendezvous herrscht: Man weiß noch nicht so genau, in welche Richtung sich das jetzt bewegt.“

All das steht für die Genese von Schüchtern ist mein Glück. Doch da ist natürlich auch die kontinuierliche Weiterentwicklung einer der eindrucksvollsten Musikerkarrieren im deutschsprachigen Raum. Der Name Peter Plate ist untrennbar mit den letzten 20 Jahren der Band Rosenstolz verbunden. Und diese lassen sich nicht einfach mal so abschütteln, wie Schneeflocken von einer Winterjacke. Der stetige Weg von kleinen Clubbühnen zu einer der erfolgreichsten Popbands im Lande hat seine Biografie ohne Zweifel geprägt. In guten wie in schlechten Zeiten. Es waren schließlich bewegte Jahre, die im Januar 2009 mit einem totalen Erschöpfungszustand von Peter Plate jäh beendet waren – auf der Bühne der Hamburger Color Line Arena. Ein Schockmoment, dem eine längere Erholungs- und Reflexionsphase folgte, die in vielen Lebensdetails von Plate bis heute nachwirkt. „Ich entdecke heute ständig Sachen, die mich früher zu Tode gelangweilt hätten“, erzählt er. „Etwa unbeschwert mit meinen Nichten und Neffen zu spielen – einfache, menschliche Dinge halt. Wir haben Haustiere, die mich an ein Zuhause binden. Während ich früher gar nicht oft genug ausgehen konnte, kann ich jetzt gar nicht oft genug zu Hause sein. Dinge ändern sich eben.“

Zum Glück hatt‘ ich ‘n Albtraum, zum Glück bin ich verrückt Denn wenn ich nicht so verrückt wär, hätt ich sicherlich kein Glück (Schüchtern ist mein Glück)

Schüchtern ist mein Glück. 12 Songs, die sich um das Lebenselixier von Peter Plate drehen. Entstanden als Teamarbeit mit Ulf Leo Sommer und Multi-Instrumentalist Daniel Faust, der erstmals auch als Songschreiber in Erscheinung getreten ist. „Ulf ist in unserem Team der Mann der Moderne, während ich mehr den Traditionalisten gebe“, beschreibt Plate die innere Chemie ihrer Zusammenarbeit. „Dazu kommt natürlich noch Daniel als versierter Multi-Instrumentalist. Normalerweise ist Songwriting etwas ganz Intimes. Und wenn man zusammen schreibt, muss man wirklich die Hosen runter lassen; sich alles Mögliche trauen und sich auch mal streiten. Und wieder versöhnen. Sonst bleibt das alles zu kalt und distanziert.“

Nahezu die Hälfte der Songs entstanden während der Mallorca-Sessions. „Sozusagen in kompletter Heimarbeit, ohne großes Studio oder aufwändiges Equipment. Fast schon im LoFi-Verfahren“, lacht Plate. Einer der Schlüsselsongs von „Schüchtern ist mein Glück“ ist sicherlich der Song „Wir beide sind Musik“, der im Kontinuum der Ideen und Aufnahmen als letztes Werk entstanden ist. „Wir saßen auf unserer Finca, mir schwebte ein Song vor, in dem das Wort ‚Musik‘ vorkommen sollte. Worauf die anderen erst mal gähnen mussten...“, erinnert sich Peter. „Doch ich habe nicht locker gelassen – und irgendwann funktionierte es recht schnell. Letztlich wurde daraus ein Lied, welches dieses Album durchaus repräsentiert.“ Ein Song, der alle Elemente enthält, die ihm lieb und teuer sind: Pop, Elektronik und Singer-/Songwriter-Elemente. Der Stoff, aus dem Plate seine musikalischen Geistesblitze schöpft.

Peter Plate hat sich mit Schüchtern ist mein Glück nicht komplett neu erfunden oder ist in eine ungewohnte Rolle geschlüpft. Mit Anzug und Krawatte etwa, als gediegener Chansonnier unserer Tage. „Das wäre nichts für mich.“, winkt er ab. „Ich habe eigentlich immer in meiner normalen Straßenhose und einem T-Shirt oder Unterhemd auf der Bühne gestanden. Ich wüsste nicht, warum ich mich solo groß ändern sollte. Das passt nicht zu meiner Musik und auch nicht zu dem Menschen, der ich bin. Ich glaube schon, dass mein Image immer daraus bestand, keins zu haben. Ich bin halt ich.“

So ist es nur konsequent, wenn er zum Beispiel im Song „Schöner war‘s mit dir“ seine eigenen vergangenen Jahre Revue passieren lässt und für sich feststellt: „Meine Träume tun nicht mehr weh...“, gleichzeitig aber auch seinen unzähligen Fans die Chance gibt, ihre eigene Sicht der Dinge darin zu entwickeln. „Mir gefällt es einfach, wenn die Leute empfinden, dass ein Song für sie ganz persönlich geschrieben wurde.“ Eine andere Perspektive nimmt „Gefallen in love“, das mit einer gesampelten Lautsprecherdurchsage aus der Londoner U-Bahn beginnt: Eine Reminiszenz an Plates kreativen Rückzug in einer britischen Musiker-WG, in der er seinen Burn-Out-Zustand mit seiner Leidenschaft, der Liebe zur Musik, nicht unbedingt besiegen, aber dennoch entscheidend zurück drängen konnte. Mit „Elektrisch“ liefert Plate eine überraschende, gekonnt-lässige Party-Hommage an die 80er Jahre - Lebensfreude total, wünscht sich in „Kapitän“ hoffnungsvoll: „Schreib uns überlebensgroß, lass mich locker, doch nicht los... Tanz mit mir durch meine Panik; dreh mich, schieb mich durch den Wahnsinn“, um in einem weiteren Song resolut festzustellen: „Ich steh auf’m Kopf, verkehrt herum, doch richtig rum – was ist richtig rum?“ („Sturm“) Auf diese Weise ist Schüchtern ist mein Glück ein durch und durch persönliches Album, das musikalisch zwischen melancholisch getragen und digital pumpend Plates vielfältigen Musikgeschmack repräsentiert. Ein Spaziergang durch die Zeit - selbstreflektierende Rückblicke, festgehaltene Momente der Traurigkeit und der unbändigen Lebenslust; Freude an der Liebe, dem Loslassen und dem Wiederfinden; das unbedingte Ja zum Leben.

Ich bin nicht verloren, ich fühl mich nur so, hab mir alle Finger verbrannt Immer wieder zünd’ ich mich an, denn ich bin gern ins Feuer gerannt (Die Nacht dehnt sich aus)

Quelle: amazon.com

Für dieses Produkt ist kein Fazit angegeben.

• Preis-/Leistungsverhältnis:

• Coverdesign:

• Klangqualität:

• Langzeithörspaß:

• Gesamtbewertung: